Erklärungen für Verkehrsteilnehmer über die Hintergründe fehlen oft in den Medien. Es besteht noch viel Verbesserungspotential.
Seit Dezember 2016 ist per Gesetz die Bildung der Rettungsgasse bereits bei stockendem Verkehr vorgeschrieben. Auf der Straße wird diese Vorschrift noch nicht von allen Verkehrsteilnehmern umgesetzt und es kommt immer wieder zu erheblichen Verzögerungen bei der Anfahrt der Einsatzfahrzeuge zu Unfällen und Notfällen. Die Erklärungen, warum das Bilden der Rettungsgasse bei stehenden Fahrzeugschlangen, bei denen sich von hinten Einsatzfahrzeuge annähern, erheblich schwieriger ist als bei langsam fließenden stockenden Verkehr (Staubildung) wurden in den Medien bisher nicht ausführlich beschrieben. Dieser Internetbeitrag erklärt die Zusammenhänge und zeigt Verbesserungspotentiale auf.
Ein Stau hat sich gebildet. Die Fahrzeuge stehen mit geringem Abstand hintereinander. Wenn ein Einsatzfahrzeug durch diesen Stau muss, sind erhebliche Verzögerungen vorprogrammiert.
Ohne Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ist das Bilden einer Rettungsgasse nicht möglich. Lange Fahrzeuge (z.B. LKW oder auch Fahrzeuge mit Anhänger) benötigen viel Platz nach vorne, damit die hintere Fahrzeugachse nach links oder rechts versetzt werden kann. Das animierte nachfolgende Bild verdeutlicht das Problem:
Ohne einen Freiraum nach vorne, können Fahrzeuge keinen Platz für die Rettungsgasse schaffen.
Ist der Stau erst einmal zum Stillstand gekommen und es wurde keine Rettungsgasse gebildet, kann fehlender Abstand zum vorausfahrenden KFZ und fehlender Ausweichraum z.B. auf die Standspur das Bilden der Gasse unmöglich werden lassen.
Verbesserungspotential zum Thema Rettungsgasse gibt es noch in der Gesetzgebung und bei der Information und Aufklärung rund um die Rettungsgasse.
Die Gesetzgebung:
Wenn sich ein Stau bildet, sind immer wieder LKW zu beobachten, die ihre Fahrspur verlassen und zum mittleren oder - bei 2spurigen Autobahnen - zur linken Fahrspur wechseln. Durch die Breite dieser Fahrspur wird eine erforderliche Durchfahrtsbreite der Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge erschwert oder sogar unmöglich gemacht. Es gibt bis heute kein Verbot dieser Fahrstreifennutzung.
Rettungsgassen-App "untergräbt" Gesetzgebung:
Eine Rettungsgassen-App von BMW soll die Anfahrt der Helfer erleichtern, steht aber im Widerspruch zur Gesetzgebung, denn
“Ein intelligenter Algorithmus überprüft, dass der Hinweis an den Fahrer wirklich nur dann erscheint, wenn sich das Fahrzeug genau in Unfallnähe und auch in Fahrtrichtung des Unfalls befindet.”
(Quellle: http://www.bimmertoday.de/2017/12/07/bmw-rettungsgassen-app-soll-anfahrt-der-helfer-erleichtern/ )
und dies hätte zur Folge, dass diese Fahrer/innen nicht generell eine Rettungsgasse bilden, wenn der Verkehr ins Stocken gerät.
Informationen und Aufklärung zur Rettungsgasse:
An einigen Autobahnbrücken wurden Banner mit Hinweisen zur Rettungsgasse angebracht. Wie das Bild zeigt, sind die gewählten Farben ungeeignet die Informationen gut zu erkennen.
Bei dieser blau-weißen Variante ist der Kontrast und damit die Erkennbarkeit wesentlich besser. Für Verkehrsteilnehmer ohne deutsche Sprachkenntnisse ist die Information nicht wie gewünscht zu deuten. Das Piktogramm symbolisiert ein herannahendes Einsatzfahrzeug; Fazit: Einem Einsatzfahrzeug mit Blaulicht Platz schaffen. Der Hinweis, bereits bei stockendem Verkehr bzw. Staubildung eine Rettungsgasse zu schaffen, kann nicht umgesetzt werden.
Mit Piktogrammen und wenigen Zahlen und Buchstaben ist die Information international zu deuten und durch das fehlende Blaulicht auf dem Banner fehlt der Effekt „ Gasse schaffen, erst wenn ein Einsatzfahrzeug naht“.
Bei Verkehrshinweisen an Autobahnen könnte ein Rettungsgasse freihalten ! - Hinweis eingeblendet werden. Die Information ist damit VOR-ORT und zeit aktuell.
Viele Fahrzeuge im Transitverkehr sind auf Straßen in der BRD unterwegs. Viele Fahrer verfügen nicht über deutsche Sprachkenntnisse.
Piktogramme für die Rettungsgasse sind dann effektiver als Schrift, denn sie sind international zu deuten.
Einige Anhänger der Autobahnmeistereien verfügen, ähnlich wie auch Fahrzeuge der Autobahnpolizei, über LED-Flächen, bei denen animierte Grafiken dargestellt werden können.
Im Sommer 2018 wurden auf der A61 bei Koblenz in Fahrtrichtung Norden diese LED- Wechselverkehrszeichen mit Rettungsgassenhinweis aktiviert:
Denkbar wären auch Lösungen auf Einsatzfahrzeugen der Polizei. Die nachfolgenden Bilder sind Fotomontagen.
Beim abgebildeten VW-Transporter sind Grafiken für 2-spurige und 3-spurige Verkehrsführung mit Rettungsgasse dargestellt. Je nach Bedarf wird eine Version gewählt.
Ähnlich wäre es bei PKW- Einsatzfahrzeugen mit kleinerer Matrix möglich.
Für zwei- oder
dreispurige Autobahnen.
Video von der Kantonspolizei Bern
Rettungsgassenaufklärung international
In Tank- und Rastanlagen an der Autobahn könnte die animierte Grafik auf einem Bildschirm im Kassenbereich, kombiniert mit einem Plakat in unterschiedlichsten Sprachen zum Thema, über die Rettungsgasse informieren. Bewegte Bilder erregen mehr Aufmerksamkeit als statische Plakate und Piktogramme sind leicht und schnell zu deuten.
Auch in engen Baustellen ist eine Rettungsgasse möglich...
wenn durch eine
international zu deutende Piktogramm - Beschilderung
ein Mindestabstands bei stockendem Verkehr und Stau
gefordert und die Einhaltung auch überwacht wird.
Die Rettungsgasse wird hier ( als Ausnahme) erst gebildet, wenn sich ein Einsatzfahrzeug von hinten annähert.
Der durch Verkehrszeichen in der engen Baustelle geforderte Mindestabstand ermöglicht das Reißverschlusssystem zur Bildung der Rettungsgasse.
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